Spirituelle Wüstennacht
Mein Mann Jonny arbeitet als Coach sehr individuell, manchmal schon sehr extrem individuell. So reist er mit manchen Klienten auch mal für ein paar Tage in die Wüste, um die Stille der Nacht zu erfahren. Interessanterweise macht er dies immer Anfang Dezember.
Vor ein paar Jahren noch wäre das höchstens als egozentrisch durchgegangen, nur erlebe ich, mit welcher Veränderung die Menschen zurückkommen. Auch erfahren wir nach den Weihnachtsfeiertagen sehr oft, dass es danach für sie das neueste, besinnlichste und auch spirituellste Weihnachten ihres Lebens war.
Es wird dort nicht mal so viel gesprochen wie man mir versichert. Es werden auch ganz einfache Dinge gemacht, wie Orangen schälen und die werden dann in aller Stille und Achtsamkeit gegessen.
Ich wollte diese Erfahrung auch einmal machen (bis zu diesem Zeitpunkt fand ich es eher doof stundenlang in der Wüste rumzusitzen) und es ist eine sehr starke, bis ins innerste treffende Erfahrung!
Ich habe eine sehr lange Zeit nach meiner Chemotherapie nichts mehr schmecken oder riechen können, erst langsam, mit der Zeit wurde es wieder besser. Wenn sie einmal die Möglichkeit haben in der „echten“ Stille einer Wüstennacht eine Orange nahe ihrem Gesicht zu schälen und der Duft förmlich in ihrem Kopf explodiert, sie danach langsam und genussvoll ein Stück – und noch ein Stück – und noch ein Stück essen, dann erfahren sie, dass sie Leben.
Es riecht einfach nach Leben und es schmeckt nach Leben.
Der Grund dafür mag eben diese absolute Stille der Wüste sein, keine Bäume rascheln, keine Vögel zwitschern, kein Grashalm, kein Straßenlärm – nichts!
Jetzt hat nicht jeder die Möglichkeit mal schnell irgendwo hinzufliegen und sich 3 Nächte in die Wüste zu setzen. Nur sollte dass keine Ausrede sein, denn auch sie können in der Zeit vor Weihnachten gegen den Trend der Hektik und Aufgeregtheit unserer Zeit auch einmal die Stille der eigenen vier Wände nutzen.
Auch dort können sie bei geschlossenen Augen Tee trinken und riechen, oder z.B. ihren Lebkuchen erst riechen, sich ihn mit geschlossenen Augen nochmals vorstellen, bevor sie hinein beißen und langsam kauend, ihn achtsam aufessen.
Während ich das hier schreibe, fällt mir auf, dass auch die Geschichte von Jesus, in einer vergleichbaren Gegend begann – eigenartig.
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